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Geburtstagsgeschenk? Überraschungsreise in den Amazonas!

Mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk, (aus terminlichen Gründen eine Woche zu früh bezogen, spielt aber gar keine Rolle) war das mit Sicherheit aufregendste in der Geschichte aller meiner Geschenke: Eine Überraschungsreise in den Amazonas!! Alles von A-Z organisiert von meiner besseren Hälfte.

 

Amazon James Cheung

 

 

Auf meine Frage: “Was genau packt man für den Amazonas ein?” kam seine pragmatische Antwort: ” Etwas, das schmutzig werden darf, gute Schuhe und keine stark parfümierte Kosmetik. Letzteres könnte Tiere vertreiben oder Moskitos anlocken.” “Was für Tiere?” “Alle.” “Piranhas?” “Ja, die stehen auch auf dem Programm.” Ach du Schande, der meint es ernst!

Nach knapp vier Stunden Flug landen wir in Manaus und bevor ich Zeit habe, mich über den kleinen, übersichtlichen Flughafen zu freuen, sind wir schon draussen und werden zum Hafen chauffiert, wo uns ein kleines Boot erwartet.

Unser Taxi zum Hotel im Nirgendwo, irgendwo am Amazonas. Diese erste Fahrt auf dem grossen Fluss ist eindrücklich, etwas zwischen wunderschön, idyllisch und auch etwas unheimlich.

Ich bin mir bewusst, dass sich in dem grünen Gewässer alles mögliche tummelt und uns vielleicht gerade beobachtet. So stabil scheint mir dieses Holzboot nun auch wieder nicht. Aber bald bin ich abgelenkt, entdecke die ersten Papageien, Aras und kleinen Äffchen.

 

Amazon Monkey Marcus Dall Col

 

 

Nach etwa vierzig Minuten kommen wir im Hotel an und werden informiert, dass a) leider kein Wifi vorhanden ist und b) das Programm von Morgen um 08:30 beginnt und um 21:00 endet.

Dazwischen vernehme ich “Piranhas fangen”, “Indio-Stamm besuchen” und etwas von Krokodilen. Der Mann an der Rezeption spricht einen portugiesischen Akzent, den ich noch niemals zuvor gehört habe und deswegen verstehe ich auch nur Bruchstücke.

Der erste Abend steht zur Gestaltung frei. Meine bessere Hälfte grinst und meint: “Traust du dich im Amazonas zu schwimmen? Ich habe vorhin so etwas wie einen Strand gesehen, wo man ins Wasser darf.” “Na, dann los!”

 

Am nächsten Morgen lernen wir unseren Guide Zacharias “Zaca” kennen. Eine kleine Entdeckungstour durch den Regenwald steht an. Prompt entsendet er uns aber zuerst zurück ins Hotelzimmer, denn im Dschungel sollte man unbedingt hohe Socken, am besten über den Hosen, tragen.

Nicht gerade high Fashion, aber man will ja auch nicht, dass eine Vogelspinne oder sonst was gruseliges in den Schuh krabbelt. Done.

Mindestens alle zwanzig Minuten müsse man ein bisschen Wasser trinken, wegen dem Kreislauf. Hitze und Klima sind tatsächlich nicht zu unterschätzen.

 

Amazon Tupana Lodge Stephanie Morcinek

 

 

Unterwegs dürfen wir tausend Fragen stellen und lernen unglaublich viel, auch über das Überleben im Dschungel. Zaca weiss wovon er redet, denn tatsächlich lebte er mehrere Jahre mit Indios und teilweise sogar alleine im Regenwald, alles zusammen nun mehr 26 Jahre lang.

Tiere entdecken wir auf dieser Wanderung wenige. Dafür lernen wir viel spannendes über wasserspendende Lianen oder eine spezielle Harzart, welche Oxygen spendet und vieles mehr.

Sollte man sich jemals im Urwald verlaufen und eine Nacht überstehen, seien die Chancen zu überleben am grössten, wenn man auf einen Baum klettert und sich mit etwas festbindet. Eine Nacht auf dem Boden zu verbringen wäre fatal.

 

Amazon Indio Kautschuk

 

 

Hauptsächlich wegen Schlangen, Giftfröschen oder allem Anderen was noch so im Dschungel lebt. Fast alle Tiere im Amazonas sind nachtaktiv. Danach pilgern wir zu einem Ort im Regenwald, wo es viele Affen gibt, welche unter Naturschutz stehen, etwas frech und unglaublich süss sind.

Weiter treffen wir auf einen Indio-Stamm, dürfen uns in ihrem Reich umsehen, wieder tausend Fragen stellen und vielen spannenden Geschichten lauschen.

Wir erfahren, dass sie sehr gut ohne Strom zurecht kommen, letztens einen gefrässigen Jaguar vertreiben mussten und die christlichen Eroberer längst nicht alle indianischen Bräuche zunichte machen konnten. Auch über Naturmedizin verraten sie mir einiges, und ich darf sogar einen Blick in ihre “Apotheke” werfen.

 

Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu, aber wir sind noch lange nicht fertig mit unserem Programm.

Weiter geht es wieder mit dem Boot, zu einer Plattform wo wir auf andere Touristen treffen. Hier können wir den Sonnenuntergang bestaunen, etwas essen und die Besucher dürfen fischen. Hauptsächlich Piranhas. Ich als erklärter Tierfreund würde so etwas nie im Traum tun. Aber staune dann trotzdem, wie viele Piranhas aus dem Amazonas gezogen werden.

Auf der anderen Seite des Steges badet eine brasilianische Familie. “Zaca, das ist doch jetzt etwas bescheuert..?!” “Ja. Ich nehme aber an sie wissen, dass sie keine Wunden haben dürfen und ständig in Bewegung bleiben müssen.” Ich staune mit grossen Augen und er fügt an: “Genau so passieren halt diese Unfälle immer wieder, von denen man dann in der Zeitung liest.”

 

Amazon River Manaus Nareeta Martin

 

 

Unterdessen ist es dunkel und mir wird erst jetzt bewusst, dass wir ja noch via Boot zurück tuckern müssen. In der dunkeln Nacht fühlt sich der Amazonas komplett anders an. Man spürt wie alles zum Leben erwacht.

Lichter gibt es so gut wie keine, dafür einen endlosen Sternenhimmel und viele undefinierbare Geräusche die von überallher zu kommen scheinen. Ich verdränge alle Gedanken an jegliche Horrorfilme über Monstertiere, welche ich jemals gesehen habe.

Mein Liebster verrät Zaca, dass ich mich als Schulkind immer einer Expedition anschliessen wollte, um Tierfilme zu drehen. Zaca wendet sich an mich und meint: “Na, dann hast du ja Nerven, um jetzt einen ganz speziellen Bewohner des Amazonas zu suchen, dessen Augen rot im dunkeln leuchten.” Ich feixe. Aber man ist ja schliesslich nur einmal des Nachts im Primärwald und ich nehme an, dass Zaca weiss, was er tut.

 

Amazon Monkey Mango

 

 

Einmal die Zähne zusammengebissen, den Kopf eingezogen und tatsächlich mit dem Boot weg vom Hauptfluss, in das Dickicht rein. Dies geht logischerweise langsam und ich entdecke einige leuchtende Augen, allesamt weiss. Wo sind die roten? Zaca erklärt: “Die Kaimane sind sehr scheu und wir sollten möglichst keine Geräusche machen.”

Ah gut, wir suchen also in dieser Finsternis nach Krokodilen. Ihr könnt euch vorstellen, was ich für ein Gesicht gemacht habe.

Die Suche erweist sich tatsächlich als schwierig. Zaca entdeckt mit seinen erfahrenen Augen zwar mehrere, aber immer wenn wir uns nähern, tauchten sie ab. Schlussendlich begeben wir uns auf den Rückweg in Richtung des Hotels.

Es ist seltsam, aber nach einer Weile gewöhnt man sich an das Gefühl in der Finsternis auf dem schaukelnden Boot und weicht den Ästen ganz selbstverständlich aus. Ich bemerke erst auf dem Heimweg, dass ich an vorderster Front bin und ebenfalls mit Feuereifer nach den urzeitlichen Alligatoren Ausschau halte.

Kurz vor dem Hotel hält Zaca das Boot an und nun sehen wir sie auch: mehrere orange-rot leuchtende Augen, die den Amazonaskrokodilen gehören. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ehrfurcht vor der Natur erfasst uns. Vor allem als mir klar wird, dass wir gestern Abend keinen Kilometer entfernt in diesem Fluss gebadet haben…

 

Den folgenden Tag verbringen wir hauptsächlich auf einem Speed-Boat und sehen ganz viele weitere Tiere: drei Meter lange Fische genannt “Pirarucu”, unzählige Vogelarten in allen möglichen Farben, Anakondas (Zaca: “Ah das ist nur ein Baby, ausgewachsene können bis neun Meter lang werden.” und: “Soweit ich das mitbekommen habe, attackieren sie nur Einzelpersonen und keine Gruppen.”), Amazonas-Delfine welche enorm lange und spitze Schnäbel haben und später an Land habe ich mich noch unsterblichen in ein Faultier verliebt, welches freiwillig zu mir auf den Arm geklettert ist.

 

Amazon Monkey Tree

 

 

Bevor wir gegen Abend am dritten Tag abreisen müssen, wandern wir nochmals durch den Regenwald. Mein Liebster und ich haben noch lange nicht genug von dieser Wunderwelt und sind uns einig: “Wir kommen so schnell wie möglich wieder zurück.”

Zaca macht auch ab und zu Überlebenswochen, wo man abends nicht in einem Hotel einkehrt, sondern die volle Dosis Amazonas erleben wird… To be continued. 🐍